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Vulkan
von Cornelia Suttner
Dieser Vulkan aus Ton, Farbe und Knete wurde von dem damals 11-jährigen
Jungen V. inmitten seiner sehr berührenden Therapie hergestellt.
Nach Beendigung seiner Stunden hat er mir sein Objekt „zur Erinnerung“
geschenkt.
V. kam hauptsächlich wegen mangelnder Impulskontrolle mit heftigen,
aggressiven Durchbrüchen zur Therapie, welche ihm v.a. in der Schule
große Probleme bereiteten.
In vollem Ausmaß zeigte sich die Thematik des Jungen erst in der
49. Stunde: Nachdem er sich durch eine meiner Bemerkungen völlig
frustriert gefühlt hatte, zerstörte er in einem heftigen Wutanfall
Gegenstände in meiner Praxis, aber auch ein von ihm liebevoll gestaltetes
Bild, das er in seiner Therapiekiste aufbewahrt hatte. Wichtig wurde in
dieser aufwühlenden Sitzung der ihn begleitende, haltende, aber auch
begrenzende Umgang mit seiner Aggression, die hierüber in die therapeutische
Beziehung kommen konnte. V. begann sich nun selbst mit seinen (noch) völlig
unkontrollierbaren Aggressionsdurchbrüchen zu beschäftigen.
Wenige Stunden später entstand als Sinnbild für seine bis dahin
für ihn noch nicht benennbare innere Situation während der Durchbrüche
dieser erste Vulkan. Im Verlauf der weiteren Therapie entwickelte sich
V. zu einem wahren ‚Vulkanexperten’, dem es langsam gelang,
sich selbst und auch seine Umgebung vor der „hochsteigenden, heißen
Lava“ besser schützen zu können.
Cornelia Suttner
Analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin
Germering
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